LOT 182 Max LiebermannDie Enkelin im Korbsessel nach rechts
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Max Liebermann Die Enkelin im Korbsessel nach rechts Oil on canvas 52 x 40.5 cm Framed. Black estate stamp "M. Liebermann" lower left (Lugt 4763, fragmented). - Fine craquelure in the pastose areas, overall in fine condition. Eberle 1920/30 Assisted by Lempertz, a fair restitution agreement could be achieved between the heirs of Max Liebermann und the current owners in 2020. Provenance Collection Max and Martha Liebermann, Berlin (until 1935); Dr. Conrad Doebbeke, Berlin; Kunsthandlung Carl Nicolai, Bad Kohlgrub (1950s, stamp verso, barely legible), Lempertz, Cologne, 451. Auktion, 28 October 1958, Lot Full description on lot-tissimo.com Max Liebermann Die Enkelin im Korbsessel nach rechts Öl auf Leinwand 52 x 40,5 cm Gerahmt. Unten links mit dem schwarzen Nachlass-Stempel "M. Liebermann" (Lugt 4763, fragmentiert). - In pastoseren Partien partiell mit feinem Craquelé, insgesamt in schönem Erhaltungszustand. Eberle 1920/30 Unter Vermittlung von Lempertz konnte 2020 eine gütliche Einigung zwischen den Erben Liebermann und den heutigen Besitzern erzielt werden. Provenienz Sammlung Max und Martha Liebermann, Berlin (bis 1935); Dr. Conrad Doebbeke, Berlin; Kunsthandlung Carl Nicolai, Bad Kohlgrub (1950er Jahre, mit rückseitigem schwer lesbaren Stempel); Lempertz, Köln, 451. Auktion, 28. Oktober 1958, Lot 176; Stuttgarter Kunstkabinett Ketterer, 33. Auktion, 29./30. Mai 1959, Lot 511; Privatbesitz, Deutschland; Sammlung Georg Schäfer, Schweinfurt (mit rückseitigem Rahmenetikett); Christie's London, German and Austrian Art II, 17. Oktober 2000, Lot 42; Privatsammlung, Berlin Ausstellungen München 1923 (Moderne Galerie Thannhauser), Max Liebermann, Bilder/Aquarelle/Pastelle, Kat. Nr. 34 ("Kind mit Wärterin"); Zürich 1923 (Zürcher Kunsthaus), Max Liebermann, Kat. Nr. 99 ("Kind mit Wärterin, L. 40 x 50,5, Max Liebermann, Berlin, 1921"); Hannover 1927 (Kunstverein), Grosse Kunstausstellung, Kat. Nr. 208 mit Abb.; Kassel 1927 (Orangerie), Jubiläums-Kunst-Ausstellung, Kat. Nr. 421; Schwäbisch Hall 2003/2004 (Kunsthalle Würth), Max Liebermann, Poesie des einfachen Lebens (mit rückseitigem Rahmenetikett) Literatur Erich Hancke, Max Liebermanns Kunst seit 1914, in: Kunst und Künstler, Jg. XX, Heft 10, Juni 1922, S. 340-355 mit Abb. S. 345; Willy Kurth, Der Spätstil Max Liebermanns, in: Die Kunst, Jg. XXXVII, 45. Bd., München 1922, S. 174 ff. mit Abb. S. 178; Karl Scheffler, Max Liebermann, München 1922, vgl. "Kinderbilder" und "Die Spätwerke", S. 114, 184; Karl Scheffler, Max Liebermann in München (Ausstellung bei Thannhauser), in: Kunst und Künstler, Jg. XXI, Heft 8, April 1923, S. 241; Erich Hancke, Max Liebermann, Sein Leben und seine Werke, Berlin 1923, vgl. S. 514, 520; C. Sylvie Weber/ Sabine Fehlemann (Hg.), Max Liebermann, Poesie des einfachen Lebens, Von der Heydt-Museum Wuppertal, Künzelsau 2004, S. 218 mit ganzseitiger Farbabb. S. 135 Die „Moderne Galerie Thannhauser“ in München zeigte nach Werken von Max Slevogt Anfang des Jahres 1923 eine vielbeachtete monographische Ausstellung mit Gemälden und Papierarbeiten von Max Liebermann, die vom Künstler selbst zusammengestellt worden war. Darunter waren auch jüngere Bildnisse („Heinrich Thannhauser“, 1919; „Albert Einstein“, 1922) und Porträts aus der eigenen Familie, vor allem Bildnisse der kleinen Enkelin des Künstlers - wie auch das vorliegende Werk dem Münchner Publikum als „Kind mit Wärterin“ bzw. „Kind mit Wärterin und Puppe“ erstmals öffentlich vorgestellt wurde. Karl Scheffler, Rezensent und ausgewiesener Apologet des deutschen Impressionismus, rühmte das fast „Symbolische“ dieser Werkschau, er hob die koloristische Helligkeit eines „leichten, verklärten Altersstils“ in diesen Kinderdarstellungen von Max Liebermann hervor und setzte hinzu: „Etwas Schwebendes ist in der Malerei, Zärtlichkeit über eine Distanz hinweg, wie sie dem Alter natürlich ist“ (zitiert nach Kunst und Künstler, 1923, op. cit., S. 241). Auch Erich Hancke hatte in dieser frischen Werkgruppe mit Maria, der Enkelin, die sich insbesondere seit dem Sommer 1919 manifestierte, eine „feine, liebevolle Auffassung des Menschlichen“ beobachtet und empfand nicht nur eine thematische sondern auch qualitativ bemerkenswerte malerische Äquivalenz zu den frühen Bildnissen von seiner Tochter Käthe: „Diese Bilder kann man unbedenklich den wundervoll intimen Porträts an die Seite stellen, die Liebermann vor Jahren von seiner kleinen Tochter gemalt hat.“ (Erich Hancke, Max Liebermann, 1923, op cit., S. 514). Setzt man die Darstellungen der jeweils ca. dreijährigen Mädchen, Mutter und Tochter, nebeneinander (vgl. zum vorliegenden Gemälde mit dem Puppenmotiv „Die Tochter des Künstlers, spielend“, 1888, s. Vergleichsabb.), so erweist sich die Meisterschaft Liebermanns in der jeweiligen Charakterisierung sowie die Dichte seiner Beobachtungen. Darüber hinaus verbindet die beiden Bilder über die Jahrzehnte hinweg trotz einer deutlichen Veränderung des Stils eine eigentümliche künstlerische Finesse. Auch dies macht die Gegenüberstellung im weit gespannten Oeuvre besonders reizvoll. Die Ausstellung bei Thannhauser ermöglichte schon 1923 den unmittelbaren Vergleich. Liebermanns Komposition von 1920 verschränkt auf auffällige Weise die dargestellten menschlichen Figuren mit geometrisierten Hintergründen, die als monochrome Farbflächen akzentuiert sind und als Folien, Ton-in-Ton, das frei entwickelte und lebendige Vordergrundsmotiv zusammenfassen und beruhigen. Ist Maria im Rund des Korbsessels in ihrem hellen Kleidchen vor dem gebauschten Weiß des Rockes der knienden Wärterin sehr malerisch erfasst, gilt dem porträthaft ausgearbeiteten Kopf der alten Frau mit der feingliedrigen Puppe in den Händen besondere Aufmerksamkeit durch genauere und farblich delikate Ausarbeitung der Details. Liebermann liegt an der spielerischen Suggestion, man hat sich auf das Niveau des Kindes begeben und teilt mit ihm die absolute Konzentration, das Staunen, die Verführung und die Magie des Momentes. Liebermann bestätigt in den künstlerisch raffinierten Formalien der Bildkomposition einerseits die Natürlichkeit und Einfachheit seiner Bildvorgabe, andererseits ist sie beredtes Zeugnis veränderter Zeiten und einer gewandelten Lebenssituation. In ihren allerersten Lebensjahren ist Maria Riezler (27.3.1917 Berlin - New York 14.1.1995) häufiger Gast bei ihren Großeltern am Wannsee. Dr. Kurt Riezler, als Legationsrat, Gesandter und 1919/1920 enger Mitarbeiter des Reichspräsidenten Friedrich Ebert, bleibt politischen wie diplomatischen Aufgaben verpflichtet, die Eheleute sind immer wieder gemeinsam auf Reisen, so dass das kleine Mädchen in Liebermanns Malerei zumeist ganz realistisch von der älteren „Bonne“, der Kinderfrau Ida Schönherr, begleitet ist. Beiläufig und sehr unaufdringlich gelingt es Max Liebermann den manifesten großen Generationsunterschied wiederzugeben, aber auch die notwendige wie alltägliche Gemeinschaft der Beiden. Sie fand nicht zuletzt in dem 1919 entstandenen größeren Gemälde „Enkelin und Kinderfrau auf der Gartenbank“ (Eberle 1919/32) einen vergleichbar schönen Ausdruck, indem Wärterin und Kind beieinander sitzend gemeinsam ein Bilderbuch studieren - ein Werk Max Liebermanns, das der Berliner Nationalgalerie schon 1919 von privat geschenkt worden war und das bis 1933 zur Museumssammlung gehörte, seitdem aber mit unbekanntem Verbleib zu verzeichnen ist.
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