Bogen Briefpapier, beidseitig maschinenschriftlich verfasster Text mit einigen handschriftlichen Korrekturen. Mehrfach gefaltet, eingerissen und mit Klebeband geklebt. Die Vorderseite links oben mit Stempel "Nat.soz. Deutsche Arbeiter-Partei - Hauptgeschäftsstelle München - Tal 54 (Sterneckerbräu)" mit Telefonnummer, Bankverbindung und Geschäftsstunden. Adressiert an einen österreichischen Lehrer aus "Mauer bei Wien", Hitler dankt dem Lehrer für seinen an die Schriftleitung des "Völkischen Beobachters" gerichteten Brief, der "mir unendliche Freude bereitet", sowie eine Spende, "ein Opfer zur Deckung einer mir auferlegten Strafe", obwohl "Sie doch wahrlich schlecht gestellt sind in unserem armen alten Oesterreich". Er führt aus, "dass dieser Gerichtsbeschluss noch nicht der Letzte ist", verurteilt den "unseeligen Kampf zwischen Nord und Süd, Preusse und Bayer, Protestant und Katholik", denn "nur der eiserne Zusammenschluss aller Deutschen" vermöge Deutschland zu retten. Er sei auch nur verurteilt worden, weil er "dieses Herrn Ballerstedt [..] als bewusste Reichszertrümmerung bezeichnet habe. Und dafür konnte ich allerdings keinen Wahrheitsbeweis antreten". "Aber das eine wurde erreicht, dass zum erstenmal in breitester Oeffentlichkeit auf einen Menschen gelenkt wurde, der in seiner Tätigkeit zum schwersten Schädiger Deutschland's werden musste. Nun werden wir in kurzer Zeit zum zweiten Mal antreten. Wir wollen dann sehen, ob die Würfel neuerdings so fallen". Er schließt mit den Worten "[.] und unterzeichne mich als Ihr Ergebener A. Hitler".Otto Ballerstedt (1887 - 1934), Offizier im 1. Weltkrieg, gründet im Herbst 1918 den Bayernbund, der eine Neuorganisation des Deutschen Reichs unter streng föderalistischen Maßstäben plant. Mit dem Aufstieg Hitlers und der NSDAP beginnen die Konflikte, die in den frühen 20er Jahren von verbalen wie körperlichen Attacken geprägt waren. Hitlers Prophezeiung in dem Brief bewahrheitet sich bereits im September 1921, als er gemeinsam mit weiteren Parteigenossen wie Hermann Esser oder Oskar Körner einen Vortrag Ballerstedts im Löwenbräukeller sprengt, wobei Hitler Ballerstedt angreift und schwer verletzt. Von der folgenden Verurteilung Hitlers zu 100 Tagen Freiheitsstrafe wegen Landfiedensbruchs und Körperverletzung sitzt er allerdings nur rund 30 Tage in München-Stadelheim ab, der Rest wird ihm erlassen. Obwohl sich Ballerstedt ab etwa 1925 aus der Politik zurückzieht und Heimatbücher verfasst, wird er am 30. Juni im Zuge des Röhmputsches verhaftet und in der Nähe des KZ Dachau erschossen. Condition: III -